Dienstag, 30. Juli 2013

Krisenmanagement in Ulm

In Ulm, um Ulm und um Ulm herum...fand am Sonntag die Premiere des "Ulmer Einstein Triathlons" statt.  Schon im Frühjahr machte mich mein Bekannter und langjähriger Schuh-Tuner Andreas Kraus auf die Veranstaltung aufmerksam aber ich zögerte aufgrund der großen Entfernung lange, bis ich die Einladung dann endlich annahm-Andreas hatte mich aber vorsichtshalber schon angemeldet...
Die Mitteldistanz auf einer anspruchsvollen Strecke schien ein guter Formtest für den Embrun Triathlon zu sein nachdem ich die letzten sechs Wochenenden "nur" trainiert hatte. Die Entscheidung sollte ich nicht bereuen!
Der große Kampf in der Sonderwertung "Schlag den Unger" verlor leider aufgrund eines Reifenschadens des Ex-Weltmeisters sportlich etwas an Wert aber getreu dem Ungerman-Motto "We do it ´cause we love it" brachte Daniel das Rennen noch ins Ziel und alle Ungerman-Bezwinger konnten sich über eine kleine Extraprämie freuen. Also problemlos Volltanken.

Am Ende hieß es doch tatsächlich wieder "Booyahh!!!" und ich konnte das Rennen gewinnen!
Dabei war nach 100m schwimmen für mich nicht ganz klar, ob ich es überhaupt bis in die erste Wechselzone schaffe: Panikattacke!!!
(ich nenne das mal so auch wenn es medizinisch nicht ganz richtig ist und Menschen die mit "echten Panikattacken" zu kämpfen haben darüber lachen-für ein paar Sekunden dachte ich "Schei**!")
Ja-nach über 20 Jahren in dem Sport kann es auch "alte Hasen" erwischen und ich will hier etwas näher darauf eingehen, um vielleicht auch "Anfängern" Mut zu machen und Lösungswege zu zeigen:
Was war passiert? Etwa100m nach dem Start fühlte ich mich vom Neoprenanzug eingeängt und bekam keine Luft mehr. Ich bemerkte, daß ich hyperventilierte und fing an "Sterne" zu sehen. Ich machte einige Rückenkraulzüge und ließ etwas Wasser durch den Kragen in den Anzug aber das machte das beklemmende Gefühl noch stärker. Also versuchte ich mich mit einigen Brustzügen (Kopf über Wasser) aus der Spitzengruppe zu befreien (was nicht so einfach ist wenn um einen herum alle mit Volllast unterwegs sind), so daß ich mich in der Donau treiben lasen konnte. Auf dem Rücken liegend öffnete ich den Klettverschuss am Anzugkragen und versuchte wieder tiefe, ruhige Atemzüge zu machen. Das beruhigte und ich konnte die Gedanken "ich muss sofort ans Ufer oder ich ertrinke" durch "versuch mal weiter zu schwimmen" ersetzen.
Letzendlich ist es meinem Ulmer Fanclub mit Familie Kraus und ihren Freunden zu verdanken, daß ich nicht jammernd am Ufer hochgekrabbelt und ausgestiegen bin. Die hätten dumm geguckt und das selbstgebastelte "Go Clemens!" Schild wäre umsonst gewesen. Ich musste weiterschwimmen!
Krisenmangement war angesagt- "Don´t Panic" ist einer meiner Leitsätze.
Vor drei Jahren hatte ich schon einmal eine ähnliche Situation bei vergleichbaren äußeren Rahmenbedingungen: einige Wochen nicht mit Neoprenanzug trainiert, sehr hohe Außentemperaturen, realtiv kühles Wasser, fehlende Einschwimmmöglichkeiten...
Am Tag vor dem Rennen wollte ich eigentlich noch einmal kurz mit dem Anzug in die Donau springen aber ein leckeres Eis in der schönen Ulmer Innenstadt und ein Besuch im Ulmer Münster waren mir nach dem kurzen Radtraining am Mittag doch lieber als bei fast 40 Grad den Neoprenanzug zu testen... Ein schönes Eigentor! Aber eben noch eine Lösung gefunden.

Also schwamm ich weiter und fühlte mich wieder besser. Vom Gesamtsieg war ich allerdings so weit entfernt wie vom Mond. Die Panikattacke hatte einiges an Zeit gekostet aber ich versuchte ganz bewusst nicht darüber nachzudenken. Die erste Wechselzone wollte ich erreichen-wann war mir egal!
Das Schwimmen zog sich dann etwas dahin da die Strecke fast 3km lang war-die Veranstalter hatten mit etwas stärkerer Donauströmung gerechnet...38 Minuten war ich unterwegs und konnte am Ende sogar noch auf die erste Verfolgergruppe aufschließen. Christian Brader (später 2.) sah ich noch in der Wechselzone. Dort war bei mir wieder alles ok und ich fühlte mich sehr gut. Der Rückstand auf die Spitze mit Daniel Unger war aber mit über 3:30 Minuten schon recht groß.
Auf dem Rad machte sich dann das berglastige Training und die Gewalttouren an den letzten Wochenenden positiv bemerkbar und die Strecke mit einigen giftigen Anstiegen bei hohen Temeraturen lag mir sehr. Vielleicht geht ja doch noch was...für die Fans!



Fanclub-ohne die hätte ich kein Land gesehen!
 Nach der ersten von zwei Radrunden war ich am Ungerman dran und übernahm die Führung. Augen zu und durch: Ich riskierte die Flucht. Kurz darauf muss Daniel den Reifenschaden erlitten haben und Christian Brader und Rainer Aumann waren meine ärgsten Verfolger.
Die Verpflegung klappte sehr gut und ich nutzte jede Gelegenheit um mich auch mit Wasser zu kühlen. Es war sehr heiß in der Mittagssonne. Auch der Verzicht auf den (schwarzen) Aerohelm war richtig. Leider hatte ich noch ein anderes Problem:
Don´t Panic !
In der ersten Runde machte sich der linke Holmen vom Aerolenker schon etwas selbstständig und nach einer etwas rauheren Passage auf der sonst sehr guten Strecke war er dann ganz lose...
Auch hier hieß es wieder "Don´t Panic!" und eben etwas besser auf Bodenwellen achten und hoffen, dass das Cockpit noch bis ins Radziel hält. Beruhigend ist das in den Abfahrten aber nicht...
Das Stevens Crono ließ mich aber nicht im Stich und meine Beine funktionierten auch wie gwollt.
Über drei Minuten nahm ich als Vorsprung mit auf die Laufstrecke. Ich traute mir duchaus zu, daß auch zu verteidigen. Das Wetter spielte mir hier wieder in die Karten. Klar-ich finde laufen bei über 30 Grad auch heiß aber gleichstarken Kollgen geht es dann oft noch etwas schlechter als mir.
Nach 10km wusste ich, daß ich gewinnen kann wenn ich jetzt keine Fehler mehr mache, mich weiterhin gut versorge, kühle und sauber laufe. Die Fans waren natürlich aus dem Häuschen-auch das gibt etxra Schub.



Booyahh!
So musste ich zum Glück kein Finale mehr laufen und konnte die Atmosphäre im SSV Stadion sehr genießen. Das macht eindeutig mehr Spaß als sich an die letzten Kilometer nicht mehr genau erinnern zu können und verkürzt die Erholungszeit enorm.
Denn in Embrun muss ich frisch sein-egal wie es da läuft: das wird das längste Rennen, daß ich je gemacht habe!
Zum Glück gibt es noch ein paar Goodies von Mizuno und eine Alpenwaffe aus Hamburg. Dazu aber später mehr (Stichwort 6kg!).
Ich freue mich jedenfalls über ein tolles Wochenende in Ulm, einen sehr gelungenen Formtest und auf den Sommerurlaub in Frankreich!


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